Frau Oberstudienrätin Edeltraud B. und die Inklusion

Vor 10 Jahren hat man in der Schule noch nicht von Inklusion gesprochen. Heute ist es in der Öffentlichkeit ein Thema. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass dieser Begriff  nicht irgendwo in den Nachrichten oder in einem Bericht oder einer #Dokumentation auftaucht. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann versteht man unter Inklusion, die gemeinschaftliche Unterrichtung aller Kinder. Frau Oberstudienrätin Edeltraud B. hätte bestimmt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wenn man von ihr so etwas verlangt hätte. Für sie galt ein Schulleben lang: „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen…“ Nach ihrer Meinung musste auch die Hauptschule gefüllt werden. Einmal – es war in den achtziger Jahren – hatte man ihr und ihrem Kollegium zugemutet, ein sehbehindertes Kind in ihre Klasse zu integrieren. Es war ein Mädchen mit einer sehr dicken Brille, die ihm das Aussehen einer Eule verlieh, dazu musste das arme Kind noch ein kleines Fernrohr benutzen, weil ihr die Brille nicht zu der notwendigen Sicht verhalf. Und dann wollten noch die ehrgeizigen Eltern, dass die kleine Sabine in die erste Reihe an den mittleren Tisch, also direkt vor die Tafel gesetzt werden sollte. Eine Zumutung, in die erste Reihe gehörten die Störer und Unaufmerksamen, so sah es Frau Oberstudienrätin, so hatte sie es immer gehalten und war im großen und ganzen gut damit gefahren. Es war aber nichts zu machen, ein Augenarzt der nahgelegenen Universitätsklinik besprach mit den Lehrern und Lehrerinnen die Vorgehensweise. Widerspruch wurde nicht zugelassen. Es begann also die „Inklusion“, damals nannte man es Schulversuch.

Kurz und gut: nach zwei Monaten Praxisversuch waren Kind, Eltern und Augenarzt davon überzeugt, dass es für das Kind besser sei, wenn es in das Internat in der Blindenschule ging, die leider mehrere hundert Kilometer vom Heimatort des Kindes entfernt.

Zurück blieb ein zufriedenes Lehrerkollegium.

Das war die Erfahrung, die Frau OSTRin Edeltraud B. während ihrer Arbeitszeit gemacht hat.

Fortsetzung folgt…

Einige Gedanken zu “Frau Oberstudienrätin Edeltraud B. und die Inklusion

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