Carpe Diem
Carpe Diem
Das könnte der berühmteste Satz aus der Antike sein. Die Aufforderung. „Nütze den Tag!“ stammt aus einer Ode von Horaz laut Wikipedia um 23 v. Christus niedergeschrieben, tausendfach zitiert, hundertfach abgewandelt und gestern gesehen als Tattoo am Hals eines jungen Mannes.
In manchen Übersetzungen heißt es auch „genieße den Tag“.
Der Satz lässt viele Deutungen zu, im Laufe eines Lebens wird die Gewichtung sich ändern. Dieser junge Mann hat noch zigtausend Tage vor sich, wir Alten nur noch Hunderte. Doch egal wie viele Tage es noch sind, wir Menschen sollen uns der Zeit bewusst sein.
Lesen wir noch einen modernen Dichter, der Zeit seines Lebens mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Betrachtet man sein Lebenswerk, dann hat er die Tage genutzt, liest man seine Gedichte, so wird uns die genussvolle Seite seiner Lebenserfahrung klar.
Christian Morgenstern (1871 – 1914)
Laß das Fragen doch sein! Sorg dich doch nicht über den Tag hinaus!
Martha! Geh nicht mehr hin, bitte, zu der dummen Zigeunerin!
Nimm dein Los, wie es fällt! Lieber Gott, ob dies Jahr das letzte ist,
das beisammen uns sieht, oder ob wir alt wie Methusalem
werden: sieh’s doch nur ein: das, lieber Schatz, steht nicht in unsrer Macht.
Amüsier dich, und laß Wein und Konfekt schmecken dir wie bisher!
Seufzen macht mich nervös. Nun aber Schluß! All das ist Zeitverlust!
Küssen Sie mich, mon amie! Heute ist heut! Après nous le déluge!
Zeitlebens hatte Morgenstern mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die Heiterkeit und Leichtigkeit, der Witz in der Sprache war für ihn wohl auch eine Abwehr der schwarzen Gedanken. Er hat seine Tage genutzt.
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